Schlagwort-Archive: Erneuerbare Energie

Illusorische CO2-Ziele und Energiearmut

Am Mittwoch hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur Festlegung verbindlicher nationaler Ziele der EU-Mitglieder für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen veröffentlicht. Deutschland soll danach bis 2030 seine Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen gegenüber dem Stand von 2005 um 38 Prozent vermindern. Doch damit sieht es düster aus.

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Energie: Wo die Chancen für Fortschritt liegen

Die physikalischen Gesetze setzen der Freiheit der Forschung natürliche Grenzen, meint Prof. Silvio Borner in seinem Beitrag »Langsam beginnt es zu dämmern« zur Schweizer Energiewende. Der Optimismus vieler energetischer Heilsbotschaften widerspreche dem von Carnot entwickelten thermodynamischen Gesetz. Energie: Wo die Chancen für Fortschritt liegen weiterlesen

Atomausstieg? Nein danke! – Die Nuklearia im Fernsehen

In deutschen Medien Erwähnung zu finden, passiert Kernkraftbefürwortern eher selten. Die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt und nach 30 Jahren grüner Indoktrination nicht weiter verwunderlich.

Umso mehr habe ich mich neulich über eine Interviewanfrage des russischen Fernsehsenders Russia Today TV (RT) gefreut. Atomausstieg? Nein danke! – Die Nuklearia im Fernsehen weiterlesen

Darf Kernenergie umweltfreundlich sein?

»Darf Kernenergie umweltfreundlich sein?«, fragt die Deutsche Welle (DW)

Dual-Fluid-Reaktor

Der Beitrag der DW beantwortet die Frage nicht selbst, sondern überläßt die Antwort dem Leser. Der bekommt dazu gut recherchierte Informationen über den Dual-Fluid-Reaktor (DFR) an die Hand. Darf Kernenergie umweltfreundlich sein? weiterlesen

Lügen durch Weglassen oder: Warum schweigt der Minister?

Ist es Lüge, wenn ich nicht die ganze Wahrheit sage? Ist es Unwahrheit, wenn ich nur über bestimmte Dinge spreche, andere aber unter den Tisch fallen lasse?

Lügen durch Weglassen: Beschränkung auf einen Teilausschnitt ändert die Bildaussage fundamental.

Wie das geht, zeigt das nebenstehende Bild aus dem Irakkrieg. Je nachdem, auf welchen Ausschnitt des Gesamtbildes ich mich beschränke, ist die Aussage eine völlig andere. Links bekomme ich den bösen Soldaten, der einen Wehrlosen mit der Waffe bedroht, rechts den guten Soldaten, der einem Hilflosen Wasser einflößt. Durch geschicktes Weglassen eines Teils der Wahrkeit lüge ich zwar nicht direkt, aber ich verzerre die Wirklichkeit auf eine Art und Weise, die ihr nicht entspricht und mit der ich die Einstellung des Betrachters gezielt manipulieren kann, hier: seine Haltung zum amerikanischen Militär.

Doch nicht nur Bildjournalisten können durch Weglassen lügen. Unser Bundesumweltministerium kann das auch. Lügen durch Weglassen oder: Warum schweigt der Minister? weiterlesen

Holz

Wie ihr wißt, schreibe ich hier gelegentlich (und auf Twitter häufig) über Kernenergie. Natürlich ist Kernenergie nicht die einzige Möglichkeit, Strom zu erzeugen. Über eine ganz spezielle Energieart soll es in diesem Beitrag gehen: Holz. Zu diesem Thema erschien im April der Artikel „Wood: The fuel of the future –Environmental lunacy in Europe“ im Economist, auf den ich mich hier stütze, auf Deutsch zusammenfasse und sehr empfehle.

Holzverfeuerung – laut EU klimaneutral

Holz zählt in der Europäischen Union zu den erneuerbaren, CO2-armen und damit klimafreundlichen Energien und wird entsprechend gefördert. Das muß ich erklären, denn normalerweise käme ja niemand auf die Idee, Holz als CO2-arm zu bezeichnen. Holz weiterlesen

Schulterschluß: Kernkraft und Erneuerbare gemeinsam gegen den Klimawandel

Die großartige Nachricht des Tages kommt heute aus Großbritannien. Wie der Independent berichtet, haben die drei Industrieverbände für Kernenergie, für erneuerbare Energien und für Carbon Capture and Storage ihre gegenseitigen Vorbehalte und Mißtrauenen überwunden und einen Offenen Brief an die Regierung geschrieben. Ihr gemeinsames Anliegen: Das neue Energiegesetz möge bitte sehr verbindliche Klimaziele bis 2030 festschreiben! Die Industrieverbände beziehen damit klar Position in der Auseinandersetzung innerhalb der britische Regierungskoalition um die künftige Energiepolitik.  In diesem Streit will die eine Seite zugunsten des Klimaschutzes CO2-arme Energieträger voranbringen; die andere Seite setzt auf Gaskraftwerke, die schnell und billig zu bauen sind und so für bezahlbaren Strom sorgen sollen.

Ich finde es großartig, daß die Industrieverbände erkannt haben: Es geht nicht um einen Kampf zwischen Kernkraft und erneuerbaren Energien. Vielmehr ist das, was die Lebensgrundlage vieler Menschen bedroht, die Erderwärmung, der Klimawandel. Wie groß diese Bedrohung durch das jahrzehntelange Nichtstun der Regierungen mittlerweile ist, zeigt ein anderer heute im Independent erschienener Artikel: Das Beratungshaus PricewaterhouseCoopers (PwC) gibt dem Klimaziel einer Erwärmung um 2 ℃ keine Chance mehr. Vielmehr seien bis zum Jahr 2100 unglaubliche 6 ℃ zu erwarten – mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Weltbevölkerung.

Glücklicherweise erkennen auch immer mehr Umweltorganisationen, wie groß diese Bedrohung durch den Klimawandel ist. Sie fangen an, ihre bisherige ablehnende Haltung gegenüber der Kernenergie zu überdenken, ist diese doch ein wirksames Mittel, der Klimaveränderung entgegenzuwirken. Denn wie die Erneuerbaren ist Kernenergie ist in der Lage, Elektrizität ausgesprochen klimafreundlich zu produzieren. Die CO2-Emissionen pro erzeugter Megawattstunde liegen bei Kernkraft in der selben Größenordnung wie bei Photovoltaik. Allerdings kann Kernenergie sehr viel mehr Strom liefern als Erneuerbare – und das auch bei Nacht und Windstille.

John Sauven, Leiter von Greenpeace UK, begrüßt das gemeinsame Ziel der Industrieverbände, die Stromproduktion bis 2030 fast vollständig CO2-frei zu machen – obwohl doch die »böse« Kernenergie dabei ist. Von den Friends of the Earth waren erst kürzlich ähnliche Töne zu hören. Im Kampf gegen den Klimawandel geht es darum, die Kräfte zu bündeln und alles zu nutzen, was klimafreundlich Strom produzieren kann. Das heißt: erneuerbare Energien. Das heißt: Kernenergie.

Leider sind solche Gedanken in Deutschland noch völlig unvorstellbar. In der Antikernkraftdiskussion haben die Ideologen nach wie vor fest das Heft in der Hand. Denen ist es offenbar egal, wenn alte Kohlekraftwerke weiterlaufen müssen und sogar neue gebaut werden. Hauptsache, die Kernkraftwerken gehen vom Netz! Womöglich brauchen wir auch erst einen Hurrikan wie Sandy, der altes Denken hinwegfegt. Es wäre sehr bedauerlich, wenn es wirklich erst soweit kommen müßte!

Nachtrag (2012-11-07): Mike Childs von Friends of the Earth lobt die Aktion der Industrieverbände: „Well done to the Nuclear Industry Association, Renewables UK and Carbon Capture & Storage Association. They might fight like cats and dogs over which technology is greener, safer, cheaper or more desirable – all have their pros and cons – but this month they came together for the greater good.“ (Hervorhebung von mir)

Links:

Internationale Energieagentur warnt Regierungen vor Klimakollaps

Am 9. November erschien der diesjährige World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur (IEA). Darin prognostiziert die IEA den weltweiten Energieverbrauch bis 2035. Die wichtigsten Erkenntnisse: Der Energiebedarf wird weiter enorm ansteigen, Kohlekraft bleibt die Nummer Eins in der Stromproduktion.

Drei Szenarien

Wenn man Prognosen erstellt, trifft man bestimmte Annahmen über Rahmenbedingungen. Die IEA machte das auch und rechnete drei verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen durch:

  1. Im ersten Szenario bleiben die gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen unverändert. Die IEA nennt dies das aktuelle Szenario.
  2. Im zweiten Szenario nimmt die IEA an, daß die in jüngster Zeit von den Regierungen eingegangenen politischen Verpflichtungen vorsichtig umgesetzt werden – auch wenn hier bislang noch nichts geschehen ist. Dieses neue Szenario ist für die IEA das wichtigste der drei.
  3. Das dritte Szenario schließlich unterstellt, daß die Regierungen alles Nötige dafür tun, um den langfristigen Anstieg der mittleren globalen Temperatur auf 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Man nimmt an, daß nur in diesem sogenannten 450-Szenario die Auswirkungen auf das Klima erträglich bleiben.

Düstere Aussichten für den Klimaschutz

Die Aussichten sind äußerst düster. Den Temperaturanstieg auf 2 °C zu begrenzen, wird wohl nicht gelingen, denn dazu dürften keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden. Denn was einmal gebaut sei, so die IEA, das bleibe über Jahrzehnte hinaus in Betrieb – mit gewaltigen Mengen an CO2-Ausstoß und dem entsprechenden Anteil an der Erderwärmung. Bis 2017 sei noch Zeit, den Bau von Kohlekraftwerken weltweit zu stoppen; danach sei es für immer zu spät und eine Begrenzung des Temperaturanstieg auf 2 °C nicht mehr zu schaffen.

Nach Lage der Dinge wird diese Zwei-Grad-Begrenzung wohl eine Illusion bleiben. Es ist ja schon fragtlich, ob die Regierungen ihre freiwilligen Verpflichtungen einhalten, die das zweite Szenario unterstellt. Zur Zeit leben 1,3 Milliarden Menschen, die überhaupt noch keinen Zugang zu Elektrizität haben. Da ist die Versuchung für die betroffenen Staaten groß, diese Menschen mit möglichst billiger Energie zu versorgen. Und das heißt leider: Strom aus Kohle.

Auch Deutschland baut gerade 10 neue Kohlekraftwerksblöcke und wird dadurch die CO2-Emissionen über Jahrzehnte hinaus erheblich steigern. Nötig sind die neuen Kohlekraftwerke durch den Ausstieg aus der Kernenergie, denn Erneuerbare Energien stehen noch nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung, um die wegfallenden Kernkraftwerke zu ersetzen.

Was CO2-Ausstoß und steigende Temperaturen für das Weltklima und für die Menschen bedeuten, soll hier nicht das Thema sein. Ich empfehle aber sehr, zu lesen, was Lars Fischer neulich über die Klimakatastrophe geschrieben hat. Turbulenzen in der Lebensmittelversorgung sind danach erst der Anfang.

Entwicklung der Energieträger

Doch zurück zum World Energy Report 2011. Die IEA geht ja in ihrem Hauptszenario davon aus, daß die Regierungen ihre freiwilligen Versprechen einhalten. Zwar bin ich nicht optimistisch, daß die Regierungen das im vollen Umfang tun, aber schauen wir uns dennoch einmal an, wie sich die Anteile der verschiedenen Energieträger in den nächsten Jahrzehnten laut IEA in diesem Szenario entwickeln:

Entwicklung der Energieträgeranteile bis 2035 (Quelle: IEA)
Entwicklung der Energieträgeranteile bis 2035 (Quelle: IEA)

Den größten Anteil am Gesamtverbrauch wird das Öl behalten, was natürlich Verkehr und Transportwesen geschuldet ist. Kohle erreicht 2025 einen Höhepunkt und geht dann allmählich zurück. Trotz des Rückgangs behält Kohle auch 2035 noch die Spitzenstellung in der Stromproduktion. Sind die Rahmenbedingungen weniger rosig, als das »neue« Szenario unterstellt, ist der Kohleanteil noch höher. Bemerkenswert ist der rasante Anstieg von Gas; die IEA spricht von einem »goldenen Zeitalter« für Gas.

Wie sieht es mit den CO2-armen Alternativen aus? Das Unglück im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi im März 2011 hat den Anstieg der Kernenergie gebremst, aber beileibe nicht gestoppt. Mit 70 Prozent Zuwachs rechnet die IEA bis 2035. Noch stärker dürfte der Anteil der Erneuerbaren Energien steigen, allerdings von einem niedrigem Niveau aus und nur dann, wenn massive Subventionen fließen. Die sind nötig, um den teureren Strom auf den Elektrizitätsmärkten wettbewerbsfähig zu machen. Die Subventionen müssen von Jahr zu Jahr steigen und 2035 etwa das Fünffache des heutigen Umfangs erreichen. Die IEA sieht diese Förderung der Erneuerbaren trotz der hohen Kosten als sinnvoll an, weil sie dauerhafte Vorteile im Hinblick auf Versorgungssicherheit und Umweltschutz versprechen.

Wasserkraft weist die IEA getrennt von den Erneuerbaren aus. Ihr Anteil an der weltweiten Stromerzeugung bleibt bei ungefähr 15 Prozent, wobei die Hälfte neuer Kraftwerkskapazitäten auf China, Indien und Brasilien entfällt.

Fünf vor 12

Die Prognosen der IEA sind eine Warnung an die Regierungen, endlich ernstzumachen mit wirksamen Klimaschutzmaßnahmen, endlich die CO2-Emissionen zu begrenzen. Das heißt auch, endlich Schluß zu machen mit den Subventionen für Kohle, die diese Art der Stromproduktion künstlich verbilligen. Kohlesubventionen bieten natürlich überhaupt keinen Anreiz zur CO2-Reduzierung – im Gegenteil!

Für Maßnahmen sind jetzt gerade mal noch fünf Jahre Zeit. Allerdings fürchte ich, daß das den meisten Regierungen nicht einmal reichen wird, den Ernst der Lage zu erkennen, geschweige denn, schnell Wirksames zu unternehmen.

Überhaupt nicht verständlich ist im Blick auf den Klimaschutz der Ausstieg der Bundesregierung aus der Kernenergie, denn Kernkraftwerke produzieren bekanntlich CO2-armen Strom. Der Ausstieg ist nur dann zu verstehen, wenn man nicht auf das Klima und auf CO2-Emissionen schaut, sondern auf die Wählerstimmen.

Denn Deutschlands Wähler fürchten sich vor Strahlung, Atommüll und einem zweiten Fukushima. Das kann man einerseits nicht einfach von der Hand weisen, denn selbstverständlich ist das Risiko von Kernkraftwerken höher als das von keinen Kernkraftwerken. Andererseits fehlt den Kernkraftgegnern offenbar die Fähigkeit, verschiedene Risiken miteinander zu vergleichen. Denn sonst kämen sie nicht auf die Idee, die äußerst geringen Risiken aus der Kernenergie durch das hohe Risiko Kohlekraft zu ersetzen, das in die Klimakatastrophe führt und Millionen, wenn nicht Milliarden von Menschen Heimat, wirtschaftliche Existenz oder Leben kosten wird.

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