Geheimnisvolles Yoono oder: Wie man Inkompatibilitäten überwindet

Seit längerer Zeit verwende ich Yoono als Client für Twitter, Facebook und andere soziale Netzwerke. Ein großer Vorteil von Yoono ist seine Fähigkeit, mehrere Accounts gleichzeitig zu verwalten. So schicke ich meine Statusmeldungen in der Regel gleichzeitig sowohl über meinen Twitter-Account @Rainer_Klute als auch über Facebook heraus. Außerdem verwalte ich ein paar weitere Twitter-Accounts, zum Beispiel den der @FeG_Dortmund oder der @Nuklearia. Sehr nützlich, alle Accounts gleichzeitig im Blick zu haben und mal eben über diesen oder jenen Account etwas schreiben zu können! Sehr praktisch auch die Möglichkeit, Follower, Freude oder wie sie alle heißen, in Gruppen einteilen zu können.

Ich verwende Yoono als Firefox-Add-on; es steht auch für Google Chrome zur Verfügung, außerdem für’s iPhone sowie als eigenständige Anwendung für Linux, Mac und Windows.

Upgrade-Probleme

Das kann man natürlich auch alles auf der Yoono-Homepage nachlesen. Wozu also dieser Blogpost? Grund dafür sind Inkompatibilitäten, mit denen ich mich anläßlich einer Aktualisierung herumschlagen durfte.

Nachdem ich von Yoono 7.6.16 auf 7.7.0 aktualisiert hatte, passierte folgendes: Das neue Yoono lief kurze Zeit normal, dann – zack – lief Firefox in eine Endlosschleife. Nichts ging mehr, nicht einmal die Fensterinhalte wurden aktualisiert. Das einzige, was Firefox noch tat: Er belegte einen CPU-Kern zu 100 Prozent.

Ich habe daraufhin Yoono wieder auf Version 7.6.16 zurückgesetzt und konnte erstmal weiterarbeiten. Das half allerdings nur bis zu Firefox 9: damit mochte das alte Yoono 7.6.16 nicht mehr zusammenarbeiten.

Erste Hilfe: Yoono Desktop

Um überhaupt noch irgendetwas machen zu können, habe ich als Sofortmaßnahme Yoono Desktop heruntergeladen und unabhängig vom Firefox zum Laufen gebracht. Aber wie die Accounts und Gruppen aus Firefox herüberholen? Yoono verwaltet diese Dinge im wesentlichen in zwei SQLite-Datenbanken, die man im Firefox-Profil im Unterverzeichnis yoono findet. Diese Datenbankdateien habe ich in das entsprechende Verzeichnis der Desktop-Variante herüberkopiert und konnte damit arbeiten. Dennoch will ich hier nicht weiter in die Einzelheiten gehen, weil dieser Weg im allgemeinen nicht funktioniert. Er ist in meinem Fall nur deshalb gangbar gewesen, weil Yoono Firefox 7.6.16 und die von mir verwendete Yoono-Desktop-Version »zufällig« dasselbe Datenbankschema verwenden.

Neues Datenbankschema

Das ist aber nicht selbstverständlich, und leider hat sich das Datenbankschema mit Yoono 7.7.x geändert. Man kann die alten Datenbanken daher nicht einfach herüberkopieren und weitermachen.

Eigentlich sollte man erwarten können, daß Yoono ein altes Datenbankschema selbstständig erkennt und in das neue Schema migriert. Bleibt zu hoffen, daß das bei künftigen Versionen besser läuft!

Yoono-Gruppen wiederherstellen

Natürlich könnte man einfach die alte Yoono-Version wegschmeißen und mit einer neuen frisch anfangen. Hat man allerdings ein paar hundert Partner in sozialen Netzen und hat man diese auf verschiedene Yoono-Gruppen verteilt, ist das keine wirkliche Alternative. Man müßte ja alle Gruppen neu einrichten!

Was der gemeine Yoono-Anwender nicht weiß und was ich erst im Twitter-Dialog mit dem Yoono-Support herausgefunden habe: Man kann die Gruppen aus der alten Yoono-Instanz heraus exportieren und in die neue wieder einspielen. Die entsprechenden Funktionen haben die Yoono-Entwickler aus welchen Gründen auch immer gut versteckt.

Hier die einzelnen Schritte, um ein altes Yoono auf eine inkompatible neue Version zu aktualisieren. Zwar bleiben die Gruppen erhalten, Yoonos Wissen über die Benutzerkonten geht aber verloren. Also sollte man die Zugangsdaten bereithalten, um die Accounts schnell wieder einrichten zu können. Auch hier sollte Yoono nachbessern!

  1. Im Browser ruft man die »Adresse« about:yoono auf. Yoono zeigt daraufhin im Browser-Fenster verschiedene Schaltflächen an.
  2. Ein Klick auf die Schaltfläche Export Groups schreibt die Gruppen in die Datei groups.exp im Verzeichnis yoono. Dieses Verzeichnis liegt selbst im Firefox-Profilverzeichnis. Welches das ist, zeigt steht ganz oben im Fenster mit den Yoono-Schaltflächen.
  3. Die Datei groups.exp kopiert man an einen sicheren Ort außerhalb des Firefox-Profilverzeichnisses. Das Sichern der Gruppendatei ist sehr wichtig, weil das Verzeichnis yoono im übernächsten Schritt vollständig gelöscht wird.
  4. In der Add-on-Verwaltung des Firefox entfernt man die alte Yoono-Version bzw. man markiert sie als zu entfernen.
  5. Ein Neustart des Firefox entfernt Yoono tatsächlich. Dabei wird auch das Verzeichnis yoono aus dem Firefox-Profilverzeichnis gelöscht.
  6. In der Add-on-Verwaltung des Firefox installiert man die neue Yoono-Version.
  7. Startet man den Firefox neu, startet auch das neue Yoono und legt dabei unter anderem das Verzeichnis yoono neu an.
  8. Leider muß man Yoono nun erneut mit den verschiedenen Konten der sozialen Netzwerke verbinden.
  9. Sind die Accounts eingerichtet, kann man die Gruppen einspielen. Dazu kopiert man die vorher gesicherte Datei groups.exp in das Verzeichnis yoono hinein.
  10. Im Firefox ruft man den Pseudo-URL about:yoono auf.
  11. Nach einem Klick auf die Schaltfläche Import Groups liest Yoono die Datei yoono/groups.exp und richtet die Gruppen ein.

Gruppen aus der Yoono-Desktopanwendung exportieren

Bleibt die Frage, wie man die Gruppen aus Yoono Desktop heraus exportieren kann. Dort gibt es zwar auch ein Browser-Fenster, aber about:yoono in die Adreßzeile einzugeben, führt zu nichts. Auch hier gibt es einen geheimen Trick:

  1. In Yoono Desktop die Tastenkombination [Strg+Umschalt+D] eingeben.
  2. Auf das Werkzeug-Icon klicken (rechts neben dem Yoono-Logo). Das Werkzeug-Menü klappt auf.
  3. Im Werkzeug-Menü erscheint an erster Stelle der neue Menüpunkt Debug. Darunter gibt einen Punkt about:yoono.
  4. Das Anklicken dieses Menüpunktes bewirkt dasselbe wie ein Aufruf von about:yoono im Browser: Es öffnet sich ein Fenster mit den bekannten Schaltflächen, insbesondere mit Export Groups zum Exportieren der Gruppen. Yoono Desktop erstellt wie Yoono Firefox eine Datei namens yoono/groups.exp. Die liegt natürlich nicht im Firefox-Profil, sondern in einem eigenen Verzeichnis. Welches das ist, zeigt Yoono Desktop oben im Fenster mit den Schaltflächen an. In diesem Verzeichnis findet man das Unterverzeichnis yoono und darin wiederum die Datei groups.exp.

Update: Yoono-Macher wollen Geheimnisse bewahren

Offenbar haben die Yoono-Macher noch nicht verstanden, daß es bei Software um die Menschen geht, die diese Software benutzen. Jedenfalls beschwert man sich auf Twitter über diesen Blogbeitrag:

Aha. Eine sehr merkwürdige Einstellung! Es geht offenbar nicht darum, den Benutzern zu helfen, sondern den Machern selbst – wobei mir nicht klar ist, wie durch das Verstecken der Features den Yoono-Entwicklern ein Vorteil entsteht.

Und wenn Geheimnisse geheim bleiben sollen, bläst man sie besser nicht öffentlich via Twitter in die Welt hinaus:

Vielleicht wird es Zeit für eine quelloffene Alternative!

Bedingungsloses Grundeinkommen

Während ich dieses schreibe, diskutiert der Bundesparteitag der Piratenpartei gerade verschiedene Anträge zum sogenannten Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE). Was mir bei vielen Rednern fehlt, sind Aussagen zur Finanzierung. Da kommen Argumente wie »wir werden das BGE so finanzieren wie die Rettung der Banken« – was ja wohl eher ein Argument gegen ein BGE ist.

Wenn man allen Bürgern unabhängig vom Alter und unabhängig von der Berufstätigkeit ein Bedingungsloses Grundeinkommen auszahlen will, dann muß dieses Geld irgendwo herkommen. Es kann nicht mehr Geld als BGE ausgezahlt werden, als in den Topf hineinkommt.

Geld in den Topf kann nur aus Steuermitteln kommen, und Steuermittel entstehen vorwiegend aus Berufstätigkeit (ja, auch Körperschaftssteuern). Deswegen kann ein BGE mit einer festgelegten Mindesthöhe (z.B. 800 €) nicht funktionieren.

Gehen wir zunächst mal vereinfachend davon aus, es seien die Berufstätigen, die aus ihrem Einkommen einen gewissen Prozentsatz in den BGE-Topf abführen.

So, jetzt ist eine gewisse Summe S im Topf. Diesen können wir auf alle BGE-Empfänger E verteilen. Jeder bekommt also den monatlichen Auszahlungsbetrag

M = S / E

Ist M hinreichend hoch ist, wird mancher sagen: »Hey, bei einem so hohen BGE brauche ich doch nicht mehr zu arbeiten!«, seinen Job hinschmeißen und allein vom BGE leben wollen.

Was ist die Folge? Die Summe S, die im nächsten Monat im Topf ist, sinkt. Im Extremfall zahlt niemand mehr in den Topf ein. Konsequenz: Der monatliche Auszahlungsbetrag wird kleiner und sinkt im Extremfall auf Null.

Wem der Auszahlungsbetrag zu gering ist, nimmt wieder eine Arbeit auf und zahlt in den Topf ein, sprich: der monatliche Auszahlungsbetrag steigt wieder. Letztlich stellt sich ein Gleichgewicht ein.

Die Summe im Topf hängt natürlich nicht nur von der Anzahl der Einzahler ab, sondern auch von der Höhe der Einzahlungen bzw. vom Prozentsatz des Einkommens. Kommt zuwenig Geld in den Topf, kann man den Prozentsatz erhöhen.

Was ist die Folge? Wer meint, ihm bliebe von seinem Einkommen nicht genügend Geld übrig, wird seine Berufstätigkeit zugunsten des BGE aufgeben. Was passiert? Der Topf wird wieder kleiner. An der Stellschraube »BGE-Steuersatz« kann man also nur begrenzt drehen, wenn überhaupt noch Geld in den Topf kommen soll. Das kann man sich leicht am Extremfall einsehen: Bei einem Prozentsatz von 100 % arbeitet niemand mehr, und der Topf bleibt leer.

So, das waren nur ein paar schnelle Überlegungen. Über Themen wie besondere Bedürftigkeit, Kosten medizinischer Behandlungen, weitere Möglichkeiten, den Topf zu füllen usw., habe ich jetzt nichts gesagt.