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Fukushima: Leukämie durch Reaktorunfall unwahrscheinlich

Heute war ein schöner Tag für so manchen Anti-Atom-Bewegten, gab es doch endlich einen Leukämiefall durch das Reaktorunglück von Fukushima zu feiern. »Tokio bestätigt Krebserkrankung durch Fukushima«, jubelt etwa die Deutsche Welle und meint, daß Japans Regierung damit erstmals einen direkten Zusammenhang »eingesteht«. Fukushima: Leukämie durch Reaktorunfall unwahrscheinlich weiterlesen

Luftverschmutzung Hauptgrund für Krebs

Fossil befeuertes Kraftwerk Drax, North Yorkshire, England

Ein wichtiges Argument pro Kernkraft lieferte jetzt die Weltgesundheitsorganisation WHO: Luftverschmutzung ist ein Hauptgrund für Krebs. 2010 seien 220.000 Menschen an Lungenkrebs gestorben, der durch Luftverschmutzung ausgelöst wurde. Außer für Lungenkrebs sei Luftverschmutzung Ursache für weitere Krebsarten. Darüber berichtet beispielsweise das Handelsblatt.

Das ist keine wirkliche Überraschung, aber es ist gut, das nun offiziell festgestellt zu wissen. Bei der Abwägung zwischen Kernenergie und fossilen Kraftwerken ist das ein wesentlicher Aspekt, bei dem Kernkraft punktet. Es ist ja gerade die Angst vor Krebs durch Verstrahlung, die die Haltung vieler Menschen zur Kernenergie bestimmt. Nun wissen wir, daß Luftverschmutzung Krebs verursacht, bei Strahlung jedoch erst ab einer akuten Dosis von 100 Millisievert (mSv) ein Zusammenhang zu Krebs feststellbar ist – ein Wert, der bei der allgemeinen Bevölkerung in Fukushima nicht annähernd erreicht wurde. Von den noch viel zahlreicheren Todesfällen durch Atemwegs- und Herzerkrankungen durch Luftverschmutzung soll an dieser Stelle gar nicht die Rede sein.

In Deutschland haben wir energiewendebedingt einen Rückgang der Kernenergie auf 16 Prozent an der Stromerzeugung (2012). Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung ist jedoch allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf 52 Prozent angestiegen. Was der Gesundheit zuträglicher wäre, kann sich nun jeder selbst überlegen.

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Das Kernkraftwerk im Hinterhof: keine große Sache

Das Kernkraftwerk Pickering produziert rund 15 Prozent der Elektrizität in Ontario. Zusammen mit den KKW Darlington und Bruce kommt Kernenergie auf einen Anteil von über 60 Prozent. Die Schwerwasserreaktoren verwenden natürliches Uran und kommen ohne Anreicherung aus. Quelle: Ontario Power Generation

Von James Conca (Übersetzung: Rainer Klute)

Damit dürfte diese Frage endgültig geklärt sein: Kernkraftwerke haben keine Auswirkungen auf die Krebshäufigkeit der Menschen in ihrer Nachbarschaft. Punkt. Oder müssen wir das immer wieder auf’s Neue beweisen?

Im Mai 2013 veröffentlichte die Canadian Nuclear Safety Commission (CNSC) eine Langzeitstudie, die das sehr umfassend und akribisch für die Bevölkerung in der Umgebung dreier Kernkraftwerke in der kanadischen Provinz Ontario untersucht hat.

Die Studie Radiation and Incidence of Cancer Around Ontario Nuclear Power Plants from 1990 to 2008 (RADICON-Studie) zeigt: Es gibt keinerlei Nachweis für Kinderleukämie-Cluster, für eine Zunahme von Non-Hodgkin-Lymphomen oder für die Zunahme irgendeiner Krebsart in irgendeiner Altersgruppe in der Bevölkerung im Umkreis von 25 Kilometern um die Kernkraftwerke Pickering, Darlington und Bruce herum.

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Wissen gegen die Angst – Japaner fürchten sich vor radioaktiven Mini-Hotspots

In diesen Tagen versetzen sogenannte radioaktive Hotspots die Bevölkerung von Tokyo in Angst und Schrecken. Die japanischen Behörden versuchen, die Menschen zu beruhigen, allerdings ohne großen Erfolg. Was denn nun? Ist die Angst gerechtfertigt? Oder kann man den Behörden glauben? Schauen wir uns das an einem konkreten Beispiel etwas genauer an.

Hotspot am Regenrohr

So berichtet die Japan Times in der Ausgabe vom 18. Oktober 2011 von einem Mini-Hotspot auf dem Gelände der Higashi-Fuchie-Grundschule im Tokyoter Stadtteil Adachi, 210 Kilometer vom havarierten Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi entfernt. An der Schule gibt es an einem Gebäude ein Fallrohr, das Regenwasser vom Dach ableitet. Dieses Rohr führt nicht zum Abwassersystem, sondern endet einige Dutzend Zentimeter über dem Boden, so daß das Regenwasser einfach auf die Erde läuft. An dieser Stelle hat man fünf Zentimeter über dem Boden eine Strahlung von 4 Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) gemessen.

Dosis und Dosisleistung

Was heißt das? Wie gefährlich ist das? 4 Mikrosievert pro Stunde ist die sogenannte Dosisleistung und bedeutet folgendes: Hält sich ein Mensch an dieser Stelle eine Stunde lang auf, erhält er eine Dosis von 4 Mikrosievert. Nach zwei Stunden beträgt die Dosis 8 Mikrosievert, nach drei Stunden 12 und so weiter. Man kann sich denken, daß das Auswirkungen auf den menschlichen Körper hat. Das ist genau das, was die Maßeinheit Mikrosievert beschreibt: Bei 8 Mikrosievert ist die Auswirkung auf den Körper doppelt so hoch wie bei 4 Mikrosievert.

Wie hoch ist das Krebsrisiko?

Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, wie gefährlich das ist. Dazu müssen wir ein bißchen ausholen. Die amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA, Environmental Protection Agency) erforscht das Krebsrisiko durch ionisierende Strahlung und veröffentlicht die Ergebnisse im Blue Book: EPA Radiogenic Cancer Risk Models and Projections for the U.S. Population. Das gilt zwar, wie der Titel verrät, für die amerikanische Bevölkerung, dürfte aber für Japaner und sonstige Menschen nicht wesentlich anders sein. Die EPA geht sehr ins Detail und ermittelt Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Krebsarten in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, betroffenen Organen und so weiter. Wer Zeit und Lust hat, sollte sich das mal näher anschauen!

Zusammengefaßt und vereinfacht kann man folgendes sagen:

Wenn 1.000 Personen eine Dosis von einem Sievert (= 1.000.000 Mikrosievert) erhalten, erkranken 116 davon an Krebs, und 58 sterben daran.

Anders gesagt beträgt das Risiko für den einzelnen 11,6 Prozent, an Krebs zu erkranken, und 5,8 Prozent, daran zu sterben.

Ein Sievert ist eine sehr hohe Dosis. Bei einer geringeren Dosis sind entsprechend weniger Personen von Krebs betroffen. Man geht von einem linearen Zusammenhang aus; das heißt, bei einem halben Sievert gibt es nur halb soviele Krebsfälle, bei 0,1 Sievert (= 100.000 Mikrosievert) nur ein Zehntel der Krebsfälle und so weiter.

Wie gefährlich ist der Hotspot am Regenrohr?

Jetzt haben wir alles an der Hand, um die Gefährlichkeit des Mini-Hotspots an der Higashi-Fuchie-Schule zu berechnen. Dieser Hotspot befindet sich wie gesagt fünf Zentimeter über dem Erdboden – nicht einen Zentimeter und auch nicht einen Meter. Es ist also nicht ganz einfach für einen Menschen, sich komplett von diesem Hotspot bestrahlen zu lassen. Nehmen wir der Einfachheit halber aber mal an, der Hotspot reiche vom Boden bis in eine Höhe von ca. 1,80 Meter. Nehmen wir weiter an, ein Mensch stünde dort am Regenrohr vor der Wand und ließe sich bestrahlen. Schlaf braucht er nicht, Regen und Kälte machen ihm nichts aus. Und so steht er dort ein ganzes Jahr lang. Was passiert? Wird er verstrahlt? Wenn ja, geschieht das in einer Minute, einem Tag, einem Monat oder einem Jahr?

Rechnen wir es aus: Wir wissen, er erhält pro Stunde eine Dosis von 4 Mikrosievert. Ein Tag hat 24 Stunden; ein Jahr hat 365 Tage, also 8.760 Stunden. Bei 4 Mikrosievert pro Stunde ergibt das in 8.760 Stunden rund 35.000 Mikrosievert (= 35 Millisievert oder 0,035 Sievert). Aus dem obengenannten Krebsrisiko bei 1 Sievert können wir das entsprechende Risiko bei 0,035 Sievert berechnen:

Es sind 0,4 Prozent Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung und 0,2 Prozent für eine tödliche.

Das ist ein recht geringer Wert. Und natürlich stellt sich niemand ein Jahr lang Tag und Nacht an ein Regenrohr oder an sonst eine Stelle, ganz egal, ob Hotspot oder nicht. Das tatsächliche Risiko ist also erheblich geringer. Ein wenig realistischer, aber immer noch sehr großzügig gerechnet, ist die Annahme, ein Kind spiele täglich montags bis freitags außer in den Ferien jeweils eine Stunde am Hotspot – und zwar unmittelbar am Hotspot, nicht etwa ein paar Meter entfernt. Dann verringert sich das Risiko auf winzige 0,01 bzw. 0,005 Prozent. Da kann man nicht mehr wirklich nicht mehr von einem ernstzunehmenden Risiko sprechen. Es gibt im Leben von Schulkindern und Erwachsenen wahrhaftig andere und erheblich höhere Risiken, über die man sich vorrangig Gedanken machen sollte!

Grenzwerte

Vielleicht ist es dem aufmerksamen Leser nicht entgangen: ich habe bisher kein Wort über Grenzwerte verloren oder gar damit argumentiert. Diese Grenzwerte werden ja gern kritisiert. Sie seien viel zu hoch, und die Behörden würden die halt immer so anpassen, daß es paßt.

Nach dem oben Gesagten kann man das hoffentlich besser einordnen und sich einen Eindruck vom tatsächlichen Risiko verschaffen. Der Grenzwert für ionisierende Strahlung zusätzlich zur ohnehin vorhandenen natürlichen Strahlung und zur Strahlung durch medizinische Anwendungen beträgt 20 Millisievert pro Jahr für Personen, die beruflich Strahlung ausgesetzt sind (z.B. Flugpersonal) und 1 Millisievert pro Jahr für alle anderen.

Update (2011-10-20)

Wie der Daily Yomiuri meldet, wurde der Hotspot mittlerweile dekontaminiert.

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