Am Freitag wurde vorab ein POET-Technologies-Werbevideo bekannt, das sich offenbar an Investoren in den USA richtet. Weitere Infos des Unternehmens dürften kurzfristig folgen.
English abstract: On Friday a POET Technologies commercial was leaked, which is obviously targeted at US investors. More information from the company is likely to follow shortly.
- English readers, please find an automatic Google translation of the complete article here. However, please beware it is anything but perfect!
15 Sekunden, die Neugier wecken
One company is changing the very foundation of electronics
A 300 billion dollar global market.
POET Technologies: Imagine a new world
„Powered by POET“
Ein Unternehmen definiert die Grundlagen der Elektronik neu
Ein Weltmarkt von 300 Milliarden Dollar
POET Technologies: eine neue Welt
„Powered by POET“
Der Clip ist auf der Website von BTV Business TV unter http://www.b-tv.com/poet-technologies/ erreichbar und soll offenbar über verschiedene Businesskanäle in den USA und Kanada gesendet werden.
Im Sprechtext des Video nicht erwähnt, aber immer zu sehen ist »POETF: OTCQX«. Das sind Aktienkürzel und Handelsplatz von POET Technologies in den USA. Das Video richtet sich also an US-Investoren und will sie auf die POET-Aktie aufmerksam machen.
Das Video macht klar: POET Technologies hat ein vermarktbares, massenproduzierbares Produkt. Man macht kein solches Video, wenn man nichts zu verkaufen hat. Die Zeit des Stealth Mode, des Fliegens unter dem Radar, ist vorbei. POET Technologies geht in die Offensive, will sichtbar und bekannt werden. Der Zeitpunkt ist natürlich kein Zufall. Während die letzten Jahre Forschung und Entwicklung vorbehalten waren, sind jetzt sind die Voraussetzungen erfüllt, das Erreichte zu kommerzialisieren.
Anmerkung: Die im Video gezeigten Geräte sind wohl samt und sonders Apple-Geräte, auch wenn das Apfellogo fehlt. Einige Anleger spekulieren daher auf eine Zusammenarbeit zwischen POET und Apple. Das glaube beziehungsweise hoffe ich nicht. Ich gehe davon aus, daß Apple nicht auf POETs Kundenliste steht und POET Technologies auch bewußt nicht mit Apple redet. Apple ist ja, um es vorsichtig auszudrücken, nicht gerade für partnerschaftliches Verhalten gegenüber Zulieferern bekannt. Es wäre daher fatal, sich zu diesem Zeitpunkt in eine Abhängigkeit zu begeben. Später, mit einem ordentlichen Kundenstamm im Rücken und mit (Kunden-)Produkten am Markt könnte POET Technologies aus einer Position der Stärke heraus mit Apple verhandeln, brauchte sich in keine Abhängigkeit zu begeben und könnte bessere Margen erzielen. Dann nämlich wäre Apple auf POET angewiesen und nicht umgekehrt. Ende der Anmerkung
Inhaltlich macht der Spot zwei kühne Aussagen:
- Es geht um nichts weniger als um eine Neudefinition der Grundlagen der Elektronik.
- Dies betrifft nicht irgendeine Speziallösung in irgendeinem Nischenmarkt. Es betrifft den gesamten, weltweiten Elektronikmarkt.
Solche Aussagen schreien danach, belegt zu werden. Das glaubt niemand einfach so. Leser dieses Blogs sind dem amerikanischen Durchschnittsinvestor da natürlich ein Stück voraus. Letzterer fragt sich nach Betrachten des Videos, ob dieses Unternehmen übergeschnappt ist, oder ob etwas mit Hand und Fuß dahintersteckt und was das sein könne.
Das Video beantwortet diese Fragen nicht. Es will Neugier wecken, es will begierig nach Antworten machen. Antworten auf diese Fragen müssen kommen, und sie werden kommen. Das Video ist Ausgangspunkt einer Kampagne, die weiterführt.
Start am Montag
POETs Investor-Relations-Mann Christopher Chu zeigte sich überrascht, daß das Video bereits bekannt sei. Eigentlich solle der Start erst am kommenden Montag erfolgen. Inzwischen steht das Video auch auf der POET-Technologies-Homepage und auf YouTube.
Damit dürfte klar sein, daß weitere Elemente der Kampagne nicht lange auf sich warten lassen werden. Was könnte das sein?
Vor allem erwarte ich den erfolgreichen Abschluß der Lab-to-Fab-Transition. Dann wäre das, was POET Technologies im Labor in einer Strukturgröße von 100 Nanometern (nm) hinbekommt, auch in der Produktionsumgebung eines immer noch ungenannten Chipherstellers auf 6-Zoll-Galliumarsenid-Wafern in 40-nm-Technik möglich. Damit gefertigte Chips sollten nach Aussagen von POET Technologies in puncto Performanz und Stromverbrauch mit den derzeit besten siliziumbasierten Chips mindestens mithalten. Die Fertigung mittels POET-Technik ist aber trotz des höheren Preises für die GaAs-Wafer und trotz des Aufwands für die Beschichtung der Wafer per Molekularstrahlepitaxie insgesamt erheblich preiswerter und auch auf nachgerüsteten Altanlagen möglich – ein klarer Vorteil für POET-Kunden.
Lab-to-Fab
Ursprünglich wollte POET Technologies die Lab-to-Fab-Transition bereits Ende 2014 abschließen, konnte diesen Termin jedoch nicht halten, siehe Pressemitteilung vom 8. Januar 2015. Als neuen Termin setzte POET den Januar an. Der ist gerade herum, und insofern würde es gut passen, die Zielerreichung in der nächsten Woche bekanntzugeben.
Ideal wäre es, wenn auch die bislang ungenannte Foundry aus der Deckung käme und mitteilte, was sie zusammen mit POET Technologies auf die Beine gestellt hat. Das würde Bekanntheit und Glaubwürdigkeit von POET, des Unternehmens wie der Technik, mächtig voranbringen.
PDK mit neuen Features
Auch die Fertigstellung des von Chipentwicklern benötigten PET-PDK (Process Design Kit) steht irgendwann im ersten Quartal an. Das PDK sollte eigentlich ebenfalls Ende 2014 fertigwerden, doch wegen der Verzögerungen des Lab-to-Fab-Übergangs hat POET aus der Not eine Tugend gemacht und damit begonnen, Neuerungen aus dem Labor und Erkenntnisse aus der Lab-to-Fab-Transition in das PDK einzubauen.
Neuer CEO gefunden?
Da Peter Copetti stets nur als kommissarischer Chef fungieren wollte oder sollte, ist POET Technologies auf der Suche nach einem Lenker auf Dauer. Darum kümmert sich Ajit Manocha. Er war Stand Anfang Januar mit »mehreren hochqualifizierten Kandidaten« im Gespräch und gab der Hoffnung Ausdruck, bald jemanden vorstellen zu können, der sowohl die Prozeßentwicklung als auch den Aufbau von Industriepartnerschaften voranbringen könne.
Einige Anleger spekulieren, inzwischen sei dieser Mensch längst gefunden, und er warte nur auf den Abschluß der Lab-to-Fab-Transition, um den Anstellungsvertrag zu unterschreiben und öffentlich in Erscheinung zu treten.
POET braucht nicht nur einen Häuptling, sondern auch Indianer. Daher wird das Forscherteam in Storrs weiter ausgebaut. Gelegentlich bekommt die Öffentlichkeit davon etwas in Form von Stellenangeboten mit. Wie ein Protokoll der University of Connecticut verrät, will POET Technologies den Parkplatz vor dem von der Uni gemieteten Laborgebäude auf eigene Kosten erweitern und mehr Stellplätze einrichten.
Speicherpatent
Eine sehr spannende Geschichte ist POETs Patent „Thyristor Memory Cell Integrated Circuit“. Es beschreibt einen mittels POET-Prozeß gefertigten Speicher, der die heute üblichen Speichertypen SRAM, DRAM und NVRAM in einem einzigen Speichertyp vereinigt und diesen Speicher je nach Bedarf mal in dem einen und mal in dem anderen Modus betreibt. Dafür besitzt POET Technologies ein US-Patent und hat dieses jüngst auch als internationales Patent angemeldet.
Der POET-Speicher wäre ohne Zweifel ein lohnendes Thema für einen eigenen, technischen Blogbeitrag. Und da die SRAM-Struktur ohnehin auf POETs To-Do-Liste für 2015 steht, werde ich wohl früher oder später etwas dazu schreiben.
Inwentash weg vom Fenster
Mit Sheldon Inwentash ist seit dieser Woche eine Quelle der Irritationen weg vom Fenster oder immerhin in der zweiten Reihe. Der Finanzier Inwentash war 2012 eingesprungen, als die damalige OPEL Solar durch das desaströse Solargeschäft vor dem Bankrott stand. Die von Inwentash geführte Beteiligungsgesellschaft Pinetree Capital und Inwentash persönlich stellten einen erheblichen Teil der Mittel zur Verfügung, die OPEL Solar brauchte, um die Solarsparte loszuwerden und sich zu POET Technologies umzustrukturieren. Die letzte POET-Hauptversammlung (hier mein Bericht) wählte Inwentash in das Board of Directors.
Während POET Technologies einerseits ohne Sheldon Inwentash heute nicht existierte, wurde er mit der Zeit immer mehr zum Belastungsfaktor. Als Pinetree-Chef genehmigte er sich selbst äußerst hohe Bezüge. Gleichzeitig führte er Pinetree Capital extrem risikoreich, finanzierte die Beteiligungen zum Teil auf Pump und verstieß mehrfach gegen die Bedingungen von Schuldverschreibungen, die den Verschuldungsgrad auf maximal 33 Prozent der Pinetree-Beteiligungen (Net Asset Value, NAV) festschrieben. Nachdem er den Verschuldungsgrad nicht bis zum 23. Januar in den Griff bekommen hatte, brach ihm das jetzt das Genick. Die Gläubiger gewährten Pinetree Capital zwar eine weitere Gnadenfrist von neun Monaten unter verschärften Bedingungen, aber Inwentash und zwei weitere Pinetree-Direktoren mußten ihren Hut nehmen. Als eine seiner letzten Amtshandlungen gab Inwentash schnell noch 1,125 Mio. CAD zur Ausübung von 0,75-CAD-POET-Warrants aus. Wen die ganze Geschichte interessiert, kann sie in der Financial Post vom 27. Januar nachlesen: „Mining financier Sheldon Inwentash departs Pinetree Capital in big shakeup“. Weitere Hintergrundinformationen gibt es in verschiedenen Beiträgen des Blogs Divestor, zuletzt im Artikel „Last second agreement with Pinetree Capital“ vom 26. Januar. Und schließlich ist noch die Pinetree-Pressemitteilung vom 26. Januar zu nennen.
Auf das Geschäft von POET Technologies hat das alles keinerlei Einfluß. Auch eine Pinetree-Pleite oder eine Inwentash-Privatinsolvenz würden POET Technologies als Unternehmen nicht tangieren. Allenfalls könnte es in solchen Fällen zu kurzfristigem Druck auf den POET-Aktienkurs kommen. Ich denke aber nicht, daß Pinetree nun die von ihr gehaltenen Papiere einfach auf den Markt werfen und verramschen wird. Im Interesse der Pinetree-Gläubiger dürfte man sich vielmehr die Zeit nehmen und versuchen, strategische Investoren zu finden, die einen angemessenen Preis zahlen.
Hochinteressant finde ich die Tatsache, daß Inwentash trotz seiner Insider-Position als Direktor bei POET Technologies wohl nicht wirklich über die Entwicklungen im Unternehmen Bescheid wußte. Offenbar hatte er darauf spekuliert, daß POET vor dem Stichtag 23. Januar mit einer äußerst positiven Nachricht herauskäme, der Kurs stark anspränge und Pinetree rettete. Hat man ihn bewußt im Dunkeln gehalten? Nicht ganz von der Hand zu weisen ist der Verdacht, POET Technologies hätte die Fertigstellung der Lab-to-Fab-Transition zum Beispiel durch besonders gründliche Tests verzögert, um den ungeliebten Retter Inwentash loszuwerden. Nun, solche Gerüchte werden sich kaum beweisen lassen und bleiben, was sie sind: Gerüchte. Mit Inwentashs Direktorenposten dürfte es jedenfalls bald vorbei sein. Falls er nicht vorher zurücktritt, wird er bei der nächsten Hauptversammlung kaum wiedergewählt werden.
Kasse gut gefüllt
Völlig anders als bei Pinetree Capital sieht es in der Kasse von POET Technologies aus. Trotz höherer Ausgaben in 2014 habe das Unternehmen finanziell noch nie so gut dagestanden wie zur Zeit, ließ POET-CEO Peter Copetti in der Pressemitteilung vom 8. Januar verlauten. Er freute sich über einen Barbestand von rund 12,5 Millionen Dollar. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß POET Technologies noch keine Umsätze macht! Geld kommt nur durch die Ausübung von Optionen und Warrants herein. Am 14. Februar läuft ein größerer Posten von ursprünglich 14 Millionen Warrants zu je 0,75 kanadischen Dollar (CAD) ab. Das drückt auf den Aktienkurs, wie in den letzten Wochen deutlich zu spüren war. Offenbar haben Warrant-Besitzer POET-Aktien verkauft, um Geld für den Bezug der Aktien über Warrants lockerzumachen. Das dürfte in wenigen Tagen ausgestanden sein. Der nächste größere Schwung läuft dann erst wieder im Sommer ab. Bis dahin dürfte der Aktienkurs deutlich höher stehen, die Belastung durch die Warrants also nicht mehr so groß sein.
Umsatz als Kurskatalysator
Voraussetzung für einen nachhaltigen Kursanstieg ist jedoch nichts anderes als der Umsatz, den POET Technologies mit der Vergabe von Lizenzen machen will. Viele Investoren schauen zur Zeit noch von der Seitenlinie aus zu. Sie warten auf Einnahmen aus dem operativen Geschäft, auf den hieb- und stichfesten Beweis dafür, daß sich die POET-Technik tatsächlich zu Geld machen läßt. Dann sind sie bereit, auch deutlich mehr für die POET-Aktie zu zahlen. Umsätze müssen also her, damit es kursmäßig vorangeht!
Wenn das läuft, wird sich der eine oder andere auch wieder an die Pellegrino-2-Schätzung erinnern, die die POETs Immaterialgüter mit 2,3 Milliarden Dollar oder gut 10 Dollar pro Aktie bewertete. Und darin sind die erreichte Strukturverkleinerung auf 100 nm und die vermutlich erreichte auf 40 nm noch gar nicht enthalten.
Der ultimative Kurstreiber wäre ein bekannter Hersteller als POET-Kunde. Solch ein Deal würde POET Technologies einem weitaus größeren Publikum bekanntmachen und Begeisterung für die Aktie auslösen. Es muß ja nicht gerade Apple sein.
Bitte beachten Sie die Hinweise zu Risiken und zum Haftungsausschluß!
Mich hält es kaum noch auf dem Hocker.
Gut kombiniert Rainer. Hoffe wir haben bald die kritische Masse erreicht, und unsere POET bläst Silicon hinweg.
Viel Glück für alle Langzeitinvestierten. Und wäre Solarworld nicht gewesen mit der Absicht GM-Opel zu kaufen, wäre ich nie auf diesen kleinen Edelstein OPEL Intl. gekommen, der sich seitdem zum Mehrkaräter mit Potential entwickelt hat. Weiter so, und für die, die inzwischen des Wartens müde sind. Es ist bald soweit, und nicht zu früh verkaufen!
Hm, es gab also am Montag (2015-02-02) nun leider doch nichts, was man den Start einer Kampagne nennen könnte. Oder sollte die vorgezogene Veröffentlichung des Videos auf der POET-Technologies-Website so gemeint sein? Nun, es muß auf jeden Fall etwas nachkommen. Bin gespannt!
Wie schrieb mal ein humorvoller Mensch über die Apple-Aktie:
Kursgewinne sind keine Gewinne, sie sind Schmerzensgeld.
POET hat das schon mal mit Apple gemein.
Laut http://www.ispot.tv/ad/7x6Z/poet-technologies-changing-the-foundation-of-electronics wurde der Spot jetzt im Fernsehen ausgestrahlt.