In seinem Blogbeitrag »Christ und Naturwissenschaftler – Geht das?« kam Lowl3v3l neulich zu dem Schluß, daß das eben nicht gehe. Man könne nicht gleichzeitig Christ und Naturwissenschaftler sein, »denn wir haben noch keinen Gott belegen können, garnicht, womit man aus naturwissenschaftlicher Sicht diesen nicht annehmen darf.«
Zu diesem Beitrag habe ich einen Kommentar hinterlassen, den Lowl3v3l aber nicht freischalten mag – offenbar, weil der Inhalt nicht gefällt. Ihr könnt meinen Kommentar daher hier nachlesen:
Ähm, nein. Du machst gleich zu Anfang einen grundlegenden Denkfehler. Und ex falso quod libet.
Als Naturwissenschaftler beobachte und messe ich solche Dinge und Vorgänge, die ich beobachten und messen kann – natürliche Dinge eben. Soweit sind wir uns sicher einig. Übernatürliche Dinge und Vorgänge kann ich so nicht erfassen, denn Übernatürliches entzieht sich per definitionem natürlichen Meßverfahren. Daraus aber zu schlußfolgern, daß es gar nichts Übernatürliches gibt, wäre verfehlt. Und genau hier steckt dein Denkfehler. Denn auch die Nichtexistenz von Übernatürlichem läßt sich mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht nachweisen. Über Übernatürliches kann ich als Naturwissenschaftler schlicht und ergreifend gar keine Aussage treffen. Sondern ich muß erkennen und anerkennen, wo die prinzipiellen Grenzen der Naturwissenschaften liegen. Sie beschäftigen sich mit einer Teilmenge der Realität. Ob es sich dabei um eine echte Teilmenge handelt oder nicht, läßt sich naturwissenschaftlich nicht ermitteln.
Bin ich Christ, habe ich eine weitere Erfahrungsebene: Ich kenne die Erfahrung einer persönlichen Beziehung zu diesem Gott, der sich in der Bibel vorstellt. Ich erlebe, wie Gott Gebet hört, wie er antwortet, wie er mich führt und mir hilft. Mit naturwissenschaftlichen Methoden sind diese Erfahrungen aus prinzipiellen Gründen (siehe oben) natürlich nicht nachweisbar – aber auch nicht widerlegbar. Das ist eben eine ganz andere Ebene. Da kann ich nur sagen: Es ist so. Und: Probier’s halt aus!
Ausgezeichnet begründet. „Ihr seid nicht von der Welt“ zeigt uns aber, dass Christen eben doch die Möglichkeit haben, Gott wahrzunehmen, so, wie er sich in der Bibel immer wieder offenbart hat.
Richtig. Das ist etwas, das Christen immer wieder erleben und einhellig bezeugen. Gott zu erleben, ihn wahrzunehmen und seine konkrete Hilfe im Leben zu erfahren, macht den Christen seines Glaubens gewiß, ist aber natürlich kein naturwissenschaftlicher Beweis. Es könnte dem Nichtchristen aber zumindest zu denken geben, daß derart viele Menschen diese Erfahrung machen.
Als streng naturwissenschaftlich denkender Atheist sehe ich für mich persönlich keine Notwendigkeit an ein unbeweisbares, höheres Wesen zu glauben, was ich natürlich religiös denkenden Menschen aus Respekt nicht abspreche. Meine Interpretation der Gottgläubigkeit vieler Menschen ist das Faktum dass unser Gehirn auch mit sich selbst kommunizieren kann, ähnlich wie sich bei Schizoprenie mehrere, unabhängige Persönlichkeiten ausbilden können. Religiöse Personen die streng an die Existenz eines Gottes glauben kommunizieren mit sich selbst, also einer moralischen Institution im eigenen Gehirn. Dass diese gehirneigene moralische Istitution aber auch ins Böse abgleiten kann wissen wir durch den religiösen Fundamentalismus wie er uns derzeit im Islam begegnet. Diese Menschen die morden und foltern und zerstören glauben tatsächlich dass Gott (sprich Allah) ihnen das eingegeben oder befohlen hat. Dieses Faktum ist auch zugleich der Beweis dass „Gott“ sich im eigenen Hirn abspielt und faktisch als übergeordnetes Wesen nicht existiert. Wäre er tatsächlich existent, würde er Menschen die behaupten dass sie mit ihm kommunizieren können keine unmoralischen Taten einreden. Gott ist nur eine Illusion des eigenen Geistes, der mit dem Tod dieses Geistes verschwindet.