Lieber Reinhard Bütikofer, etwas Souveränität, bitte!

Lieber Reinhard Bütikofer,

als einer, der seit über 40 Jahren grüne Politik macht, zuletzt auf Bundes- und Europaebene, sind Sie einer, der sich auskennt. Umso erstaunlicher, daß Sie es in der Diskussion mit Kernenergiebefürwortern an Souveränität und Abgeklärtkeit vermissen lassen und auf Facebook die Löschpeitsche schwingen.

Reinhard Bütikofer informiert weist per Facebook auf den Global Divestment Day hin. 16 Personen gefällt das.

Wichtige Dinge haben Sie zu tun. In Ihrem Facebook-Beitrag vom 2015-02-13 weisen Sie auf den Global Divestment Day hin und fordern dazu auf, Investitionen aus Industrien abzuziehen, die ihr Geld mit Kohle, Öl und Gas verdienen. Denn wenn fossile Brennstoffe nicht mehr verfeuert werden – zum Beispiel zur Stromerzeugung –, dann würde das die Emissionen großer Mengen CO2 vermeiden helfen. Nach Ansicht fast aller Klimaforscher könnte das dabei helfen, die globale Erwärmung auf 2 ℃ zu begrenzen.

Damit wird so mancher sympathisieren, auch außerhalb Ihrer eigenen Partei, auch ich. Nun kann man die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern allerdings nicht einfach mal eben ausknipsen, denn das sind in Deutschland laut Statistischem Bundesamt immerhin 55 Prozent des erzeugten Stroms, mit Biomasse sogar 62 Prozent. Man kann sie auch nicht durch Windkraft und Photovoltaik ersetzen, denn der Wind weht, wo und wann er will, und das einzig Zuverlässige an Photovoltaik ist neben dem Fließen der Subventionen, daß die Sonne nachts nicht scheint.

Ausgehend von Ihrem Divestment-Vorschlag machen manche gleich den nächsten Schritt: Sie empfehlen den Einsatz von Kernenergie, die nicht nicht nur CO2-arm ist, sondern auch wetterunabhängig und in großen Mengen Strom liefern kann.

Die Gilde der »Atomnärrinen und -narren« begrüßt Reinhard Bütikofer geschlechtergerecht unter den Kommentatoren, läßt allerdings sachliche Erwiderungen vermissen.

Derlei trifft bei Ihnen, lieber Herr Bütikofer, allerdings auf herzlich wenig Gegenliebe: Als »Atomnärrinen und -narren« bezeichnen Sie solche Kommentatoren. Den erfahrenen Kernenergiebefürworter verwundert das noch nicht, denn aus Sicht der Grünen ist »Atom« bekanntlich das Böse schlechthin. Gleichgültig, wie groß die Vorteile der Kernenergie sein mögen – beispielsweise saubere Luft, Versorgungssicherheit, Netzstabilität und dergleichen mehr –, sie spielen in der grünen Weltanschauung keine Rolle.

Warum sollte man als erzkonservativer Grüner wie Sie es sind da überhaupt noch diskutieren? Kernkraftbefürworter gehören abgebügelt und gut. Grünideologen der übrigen Parteien sehen das ähnlich. So weit, so bekannt.

Mit unzureichendem Versicherungsschutz begründet Matthias von Wachter seine Ablehnung der Kernenergie .

Erfreulicherweise diskutieren manche aber auch auf der Sachebene. So begründet Matthias von Wachter seine Ablehnung der Kernenergie in den Kommentaren zu Ihrem Beitrag wie folgt:

Die Debatte über Kosten und Umweltauswirkungen von Kernenergie vs. Erneuerbaren Energien ist ja schön und gut, das Totschlag-Argument bleibt für mich aber die (mangelnde) Haftpflichtversicherung der AKWs. Keine (private) Versicherung dieser Welt möchte den enormen Schaden versichern, den ein GAU eines einzigen Atomkraftwerks verursachen kann. Daher müssen alle Staaten, die auf Atomkraft setzen, Sonderregelungen schaffen um den legalen Betrieb der KKWs zu gewährleisten.
Am Ende muss natürlich der Staat einspringen, weil kein einziges marktwirtschaftliches Unternehmen ein solches Risiko tragen kann oder will.
In der Atomwirtschaft werden also – wie auch im Bankensektor – Risiken verstaatlicht und Gewinne privatisiert. Dies trifft auf die Entsorgungsproblematik des Atommülls natürlich ebenso zu.

Ich finde, das ist eine valide Argumentation, mit der man sich auseinandersetzen muß. Ich habe das gemacht und wie folgt geantwortet:

Matthias von Wachter, da muß man etwas genauer hinschauen und differenzieren. Zunächst mal sind alle deutschen Kernkraftwerke durch eine Deckungsvorsorge bis zu 2,5 Mrd. Euro haftpflichtversichert. Darüber hinaus haftet der Verursacher mit seinem gesamten Vermögen. Mehr: http://blog.eigenfrequenz.net/2010/02/23/keiner-versichert-dir-ein-kernkraftwerk-eine-kurze-darstellung-der-deckungsvorsorge/

Das mag man gerade in Zeiten des Niedergangs der Stromversorger als unbefriedigend empfinden, vor allem, weil gigantische potentielle Schadenssummen im Raum stehen. Wie solche Summen zustandekommen und warum sie falsch sind, erklärt http://theenergycollective.com/robertwilson190/2148016/do-terrorists-attack-nuclear-power-plants-every-couple-years-use-pseudo-scie. Der Autor widerlegt die bekannte Studie der Versicherungsforen Leipzig.

Man muß allerdings zugeben, daß sowohl Versicherungswirtschaft wie Nuklearwirtschaft in Sachen Versicherungsschutz jahrzehntelang geschlafen haben. Dabei sind Versicherungsmodelle mit umfassendem Schutz zu bezahlbaren Preisen durchaus möglich. Siehe dazu diesen sehr interessanten Beitrag von Versicherungsmensch Mark Tetley, Managing Director bei Price Forbes: http://www.world-nuclear-news.org/RS-Insurers-can-help-improve-the-image-of-nuclear-1609201401.html.

Zu diesem meinem Beitrag kann ich leider keinen Sceenshot mehr liefern, denn wie Sie ja wissen, Herr Bütikofer, haben Sie meinen Kommentar gelöscht. Und nicht nur meinen. Zahlreiche Kommentare weiterer Kernkraftbefürworter sind verschwunden, die Kommentatoren geblockt. Sehen Sie, das ist es, was ich mit mangelnder Souveränität meinte. Wären Sie etwas abgeklärter, hätten Sie die kritischen Kommentare einfach stehengelassen.

Vermutlich haben Sie aber schlicht und ergreifend der Argumentation der Pro-Atom-Seite nichts Stichhaltiges entgegenzusetzen. Und es wäre ja doof, wenn interessierte Bürger oder wankelmütige Grüne das läsen, sich inhaltlich damit beschäftigten und die grüne Antiatompropaganda als das entlarven könnten, was sie ist: Propaganda nämlich!

Also war Löschen angesagt. Mit flapsigen Bemerkungen allein lassen sich ja die Sachargumente der »Atomnärrinnen und -narren« nicht wegkriegen. Es kann aber nicht sein, was nicht sein darf.

Nach Ihrer Säuberung und dem Verschwinden der Kommentare ist die grüne Welt wieder in Ordnung. Und ich sollte mich einfach darüber freuen, daß nur Kommentare verschwunden sind.

In Zukunft etwas mehr Souveränität und Respekt im Umgang mit Andersdenkenden wünsche ich Ihnen recht herzlich.

Mit nuklearen Grüßen
Ihr Rainer Klute

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4 Kommentare zu „Lieber Reinhard Bütikofer, etwas Souveränität, bitte!“

  1. Es gibt keine CO2-getriebene Erderwärmung, weil es den angeblichen „CO2-Treibhauseffekt“ nicht gibt. Das Ganze ist ein einziger gigantischer Wissenschaftsbetrug. Darauf kann man nicht die Begründung für eine irgendeine Maßnahme oder Technologie ableiten.

      1. Doch, eigentlich schon, denn auf dem propagierten CO2-Treibhauseffekt gründet doch das ganze Klimatheater, in dem sich die einen den Heiligenschein aufsetzen (und die Taschen öffnen) und „die anderen“ ins Reich des Bösen verbannt werden.

        1. Nein. Es geht darum, daß Bütikofer und den anderen Antiatomis ganz schnell die Argumente ausgehen, wenn in der Sache diskutiert wird. Und dann wissen sie sich nicht anders zu helfen, als die andere Seite zu verunglimpfen und mundtot zu machen. Armselig!

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