Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte POET Technologies den Zwischenbericht zum dritten Quartal 2014. Große Überraschungen gab es nicht. Wie erwartet wies das Unternehmen erneut einen Nettoverlust aus, nämlich knapp 4,4 Millionen US-Dollar (USD) oder 3 Cent pro Aktie. Einzelheiten sind den Financial Statements (FS) und der Management’s Discussion and Analysis (MD&A) zu entnehmen.
English abstract: Last Wednesday POET Technologies released its interim financial statements for Q3 2014. There were no big surprises. As expected, the company announced a net loss again: 4.4 millions US dollars (USD) or 3 cent per share. The documents Financial Statements (FS) and Management’s Discussion and Analysis (MD&A) have the details.
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Genug Geld für 2015
Konnte POET Technologies in den vergangenen Jahren (geringe) Einkünfte aus Projekten ausweisen, die das Unternehmen im Rahmen des US-Innovationsförderungsprogramms SBIR durchführte, so wurden diese Projekte im zweiten Quartal 2014 abgeschlossen. Da die entsprechenden Fördermittel damit weggefallen sind, erzielte POET Technologies im vergangenen Quartal keine Einkünfte. Das dürfte sich 2015 ändern, vermutlich im ersten Quartal des Jahres. Optimisten rechnen sogar mit Einkünften im laufenden Quartal. Völlig ausgeschlossen ist das nicht, aber garantieren kann das natürlich niemand – übrigens auch nicht für 2015.
Die Barmittel der Gesellschaft belaufen sich auf gut 12 Millionen USD, denen Verbindlichkeiten von gut 600.000 USD gegenüberstehen. Diese Mittel reichen laut POET Technologies aus, um 2015 über die Runden zu kommen und die geplanten Maßnahmen umzusetzen. Im Rückblick zeigt sich, daß die Kapitalerhöhung vom Februar 2014 eine sinnvolle Maßnahme war. Weitere Kapitalerhöhungen plant die Gesellschaft nicht.
Etwaige Einkünfte sind da noch gar nicht mit eingerechnet, auch wenn POET Technologies diese für 2015 in Aussicht gestellt hat und die Aktionäre damit rechnen, daß sich ihr Investment und die Arbeit des Unternehmens im kommenden Jahr auszuzahlen beginnen. POET Technologies geht davon aus, 2015 durch Lizenzierungen an Chipdesigner und -hersteller erste Umsätze („NRE revenues“) zu erzielen (siehe Unternehmenspräsentation, Seite 18).
Davon unabhängig wird zusätzliches Geld durch die Ausübung von Warrants und Optionen in die Kasse kommen. Der nächste Termin, den man dazu im Auge haben sollte, ist der 14. Februar 2015, wenn Warrants mit einem Basispreis von 0,75 CAD auslaufen. Am 2013-12-31 betrug ihre Anzahl 14.400.000. Ein Teil davon dürfte inzwischen ausgeübt worden sein, aber wenn wir annehmen, daß 10 Millionen dieser Warrants noch ausstehen, dann würde ihre Ausübung 7,5 Millionen CAD in die POET-Kasse spülen – vorausgesetzt, der Aktienkurs befindet sich über der Marke von 0,75 CAD. Andernfalls wäre es aus Sicht der Warrant-Inhabers günstiger, Aktien an der Börse zu kaufen und den Schein verfallen zu lassen. Allerdings würde dann das Geld dem Unternehmen fehlen. Zusätzlich zu den Februar-Warrants werden weitere Warrants zu verschiedenen Terminen später im Jahre fällig, die meisten mit einem Basispreis von 0,34 CAD. Grob über den Daumen gepeilt dürfte das weitere 7 bis 9 Millionen CAD einbringen. Was für das Unternehmen gut ist, ist für den Aktienkurs schlecht, denn mancher Warrant-Ausüber wird einen Teil seiner neuen Aktien gleich wieder verkaufen müssen, um die Aktien bezahlen zu können.
Aktienoptionen
Ein großer Teil der Ausgaben bestand in Aktienoptionen für Mitarbeiter. Bei dieser Art Ausgaben fließt erfreulicherweise zwar kein Geld aus der POET-Kasse ab, doch tauchen sie als Ausgaben in der Bilanz auf. Der genaue Betrag hängt von Parametern wie dem Aktienkurs zum Zeitpunkt der Bewilligung der Optionen und natürlich von ihrer Anzahl ab. Optionen sind Teil der Mitarbeitervergütung.
Technik fürs Labor
Für neue Geräte gab POET Technologies im letzten Jahr 900.000 USD aus; 350.000 USD werden es in diesem Jahr sein. Die technische Ausstattung ist nicht nur für die Weiterentwicklung von PET wichtig, sondern auch bereits für solche technischen Meilensteine gedacht, die POET Technologies noch gar nicht auf die veröffentlichte Liste gesetzt hat (siehe Unternehmenspräsentation, Seite 21).
Foundry bekommt Geld, Synopsys nicht
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen in Q4 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 151.645 USD. Interessant daran ist, daß ein größerer Teil davon – der genaue Betrag ist nicht genannt – an die „3rd party foundry“ ging, mit der POET Technologies das Projekt Lab-to-Fab stemmt, bei der es um die Strukturverkleinerung auf 40 Nanometer geht. Hier fielen Kosten für Spezialarbeiten und Beratungsleistungen an. Welche Spezialarbeiten das waren und wobei die POET-Mitarbeiter Beratung brauchten, teilt POET Technologies nicht mit. Ich vermute jedenfalls, daß im Rahmen des Lab-to-Fab-Projekts bestimmte Leistungen kostenlos sind – vielleicht die Nutzung des Foundry-Labors –, andere jedoch bezahlt werden müssen.
Kostenlos waren jedenfalls von Synopsys erbrachte Leistungen bei der Erstellung des PET-PDK. Laut Investor-Relations-Mann Christopher Chu mitteilte, war die erste Phase der Zusammenarbeit für POET Technologies kostenfrei. Über die Konditionen der aktuell laufenden Phase durfte er keine Auskunft geben.
Keine Aktualisierung für Pellegrino 2
Die von Pellegrino & Associates erstellte Unternehmensbewertung (Pellegrino 2) will POET Technologies nicht weiter aktualisieren lassen. Pellegrino 2 sieht für POET Technologies einen Immaterialgüterwert von 2,3 Milliarden Dollar oder rund 10 Dollar pro Aktie. Die jüngsten technischen Entwicklungen wie 100-nm-Technik, 40-nm-Technik oder 40-nm-PET-PDK sind darin jedoch gar nicht berücksichtigt, so daß eine Neubewertung zweifellos einen höheren Wert liefern würde. Dafür will POET Technologies aber kein Geld ausgeben. Auch sonst bemüht sich das Unternehmen um eine möglichst schlanke und kostensparende Arbeitsweise.
Rechtsberatungskosten bleiben hoch
Die Ausgaben für Rechtberatung sind signifikant und werden es bleiben. Fachanwälte prüfen regelmäßig Vertragsentwürfe oder klären Patentfragen. Darüber mag man sich ärgern, aber im Hinblick auf das, was auf dem Spiel steht, sind diese Kosten unvermeidbar. Hinzu kommen die typischen Rechtskosten eines börsennotierten Unternehmens.
Poetisches Silicon Valley
POET Technologies hat ein Büro San Jose im Silicon Valley eingerichtet, von wo aus Executive Vice Chairman Ajit Manocha mit potentiellen Kunden und Partnern spricht. Das alles läuft unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Nicht einmal die Anschrift des Büros ist bekannt. Viel Platz braucht Ajit Manocha ja auch nicht. Möglicherweise hat sich POET bei einer anderen Firma einquartiert und nutzt deren Infrastruktur kostengünstig mit. Beim Hauptsitz von POET Technologies in Toronto läuft es ja genauso. Ich bin gespannt, wann die ersten Verhandlungsergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt werden!
Techniktreiber Rüstung
In den letzten Wochen war in Diskussionsforen die Frage aufgekommen, ob oder unter welchen Bedingungen POET Technologies die Entwicklungen aus dem militärischen Bereich kommerziell nutzen und auch anderweitig vermarkten können. Hier existieren keinerlei Einschränkungen, betont POET Technologies im Quartalsbericht und nennt als Beispiel den im Rahmen eines Rüstungsprojekts entwickelten Infrarotdetektor. Dessen Fertigstellung hatte POET Technologies im Februar als wesentlichen Meilenstein bekanntgegeben – siehe auch meinen Artikel »Weniger Risiken bei POET Technologies«.
Überhaupt habe das bahnbrechende („disruptive“) Potential der POET-Technik zuerst im militärischen Bereich Anerkennung gefunden. Was POET Technologies im einzelnen für welchen Kunden oder Projektpartner entwickelt hat, werden wir jedoch wegen der üblichen militärischen Geheimhaltung vermutlich nie erfahren.
Projekte 2014
Auch für die aktuellen Kundenprojekte gelten Verschwiegenheitsverpflichtungen, so daß das Unternehmen weder sagen darf, woran es arbeitet noch für wen. Im kommerziellen Bereich besteht aber viel eher die Chance, daß die Geheimnisse zu gegebener Zeit gelüftet werden.
Von den öffentlich bekannten Projekten, an denen POET Technologies zur Zeit arbeitet, sind die wichtigsten:
- Entwicklung des PET-PDK für 40 nm zusammen mit Synopsys
- Lab-to-Fab: Transfer zur 40-nm-Technik zusammen mit einer „3rd party foundry“
Was steht in 2014 sonst noch an?
- Weiterentwicklung der POET- und PET-Technik
- Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungsmannschaft im Labor in Storrs; zwei neue Mitarbeiter wurden bereits eingestellt.
- Ausbau des Patent-Portfolios
- Aufspüren weiterer Möglichkeiten, die POET-Technik zu monetarisieren
Bitte beachten Sie die Hinweise zu Risiken und zum Haftungsausschluß!