Im Board of Directors (Aufsichtsrat) von POET Technologies ist mit Ajit Manocha ab sofort ein Schwergewicht der Halbleiterindustrie vertreten. Der 64jährige war von 2011 bis Januar 2014 CEO von GlobalFoundries, dem nach TSMC zweitgrößten Chiphersteller („Foundry“) der Welt. Er ist diesem Unternehmen auch heute noch als Berater verbunden.
GlobalFoundries produziert integrierte Schaltkreise (ICs) im Auftrag von Kunden wie AMD, Broadcom, Qualcomm oder STMicroelectronics. Eine der weltweit acht Fertigungsstätten von GlobalFoundries befindet sich in Dresden. In seinen knapp drei Jahren als CEO schaffte es Manocha, das Unternehmen vom viertgrößten zum zweitgrößten Halbleiterhersteller zu machen.
Strategischer Berater und Aushängeschild
Wie POET Technologies in einer Mitteilung vom 2014-07-07 bekanntgab, wird Manocha in seiner neuen Funktion als Executive Vice Chairman (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender) eng mit POET-Chef Peter Copetti an der Strategie des Unternehmens arbeiten. Manocha bringt Expertise mit in Fusionen und Übernahmen, Joint Ventures, Kooperationen, Partnerschaften und so weiter. Die POET-Mitteilung nennt außerdem die Punkte Kapitalbeschaffung sowie Identifizierung und Einführung eines Nachfolgers für Interims-Chef Copetti. Man braucht kein Hellseher zu sein, um auf die Idee zu kommen, daß Manocha das selbst sein könnte.
Fürs Mitmachen erhält Manocha zwei Millionen Optionen. Damit kann er bis zum 3. Juli 2019 bis zu zwei Millionen POET-Aktien zum Stückpreis von 1,75 CAD erwerben.
Aushängeschild
Manocha bringt große Erfahrung und unendlich viele Kontakte in das operative Geschäft ein. Aber natürlich ist er weit mehr als das. Er ist der Ritterschlag für POET Technologies. Er ist das Aushängeschild, das allen verkündet: Schaut her, unsere Technik ist nicht irgendeine Spinnerei, sondern sie ist die Zukunft der Halbleiterindustrie. Wäre es nicht so, würde sich jemand wie Manocha niemals darauf einlassen. Daß Manocha bei POET mitmischt, dürfte bei manchem die letzten Zweifel ausräumen oder sie zumindest deutlich vermindern.
Der Aktienkurs brachte das reduzierte Risiko heute bereits zum Ausdruck: Er zog an der Toronto Stock Exchange von 1,78 auf 1,99 CAD an (+11,80%).
Weitere Änderungen im Aufsichtsrat
Um den Platz für Ajit Manocha freizumachen, zog sich Mark Benadiba aus dem Board of Directors zurück. Benadiba hatte maßgeblichen Anteil an der Umgestaltung des Unternehmens und an der Neuausrichtung weg vom defizitären Photovoltaikhersteller und hin zum Halbleiterinnovator.
In der Hauptversammlung am 12. August wird Leon Pierhal nicht erneut für einen Aufsichtsratsposten kandidieren.
Kandidieren wird jedoch Sheldon Inwentash. Er leitet mit Pinetree Capital einen der Hauptanteilseigner von POET Technologies. Inwentash ist auch mit seinem Privatvermögen stark investiert. Seine Kandidatur wird vom jetzigen Aufsichtsrat unterstützt.
Nachtrag: CNBC-Interview mit Ajit Manocha
Ich finde dieses CNBC-Interview mit Ajit Manocha aus dem Jahr 2012 absolut guckenswert. Es vermittelt einen Eindruck davon, was Manocha bei GlobalFoundries gemacht hat und wie er so tickt. Und davon, was für Kaliber sich POET Technologies da an Land gezogen hat!
Bitte beachten Sie die Hinweise zu Risiken und zum Haftungsausschluß!
Wie immer verständlich, kurz und auf den Punkt gebracht. Danke Rainer für Deine Mühe. DaenischeSuedsee
Danke, DaenischeSuedsee! Zu etwas anderem als kurz zu schreiben, hatte ich leider auch gar nicht die Zeit. Sonst hätte ich noch ein bißchen herumspekuliert, welcher Chipfertiger jetzt wohl neben oder statt BAE Systems POET-Chips produzieren könnte. Oder was diese Personalie wohl mit dem 100-nm-Ziel, Pellegrino 2 und dem Basispreis für Manochas Optionen zu tun haben könnte. Denn dieser Basispreis (hier: 1,75 CAD) muß sich laut Börsenregeln am Marktpreis orientieren. Ich hätte auch schreiben können, was Manocha sonst so macht, aber das könnt ihr ja selbst in der POET-Mitteilung nachlesen.
Nun, wenn mein kurzer Text wenigstens auf den Punkt war, soll’s mich freuen!
Rainer
Im Laufe der nächsten Monate werden wir auch die Hintergründe der Verzögerungen verstehen können. Ich denke, die Mitteilungen des laufenden Jahres waren vom „Partner“ – wer auch immer das ist – orchestriert: hier ein Bonbon-Stückchen (noch nicht einmal ein Ganzes) zur Anregung des Marktes, dort eine kleine bittere Pille, wenn er zu übermütig reagiert. Warum das Theater? Der Partner möchte Zeit gewinnen, um sich einen Marktvorteil zu verschaffen. Über den Partner wurde zwar schon viel spekuliert, doch seine Interessenlage kaum beleuchtet. Ich würde mich nicht wundern, wenn ein POET-Produkt in Reichweite liegt, auch wenn wir noch keinen Prototypen gesehen haben.
Die Firmat besitzt 8 Fertigungsstätten weltweit.
„it owns five 200-mm fabrication plants, and three 300-mm fabrication plant“
Danke, korrigiert!
Rainer ich hoffe du hast die nächsten Tage Zeit in deiner distanziert-überzeugten Art alles blogtechnisch zu verdauen :-). das ist ja jetzt eine Menge Holz.
Wohl wahr! Ich schreibe in diesem Moment am nächsten Beitrag.